
Wie man umfaller vermeidet
Diese Tipps helfen Dir, die Peinlichkeit zu ersparen, mit Deinem Motorrad umzufallen
TEXT VON RAY PETRY
Ob Anfänger oder alter Hase, mit dem Motorrad umzufallen ist so ziemlich das Peinlichste, was einem Biker passieren kann. Es nagt am Selbstbewusstsein, ist weder gut für die Maschine noch für die Knochen oder das Ego und passiert in der Regel bei ganz niedrigem Tempo und unter ganz bestimmten Umständen. Hier soll es um die typischen Situationen gehen, in denen Umfaller drohen, und wie man sie vermeiden kann.
Beim Anhalten – ganz gleich, ob wir vom Ausrollen oder vom scharfen Bremsen reden – müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein, um in der Senkrechten zu bleiben. Erstens muss das Vorderrad geradeaus zeigen. Wenn der Lenker im Augenblick des Anhaltens eingeschlagen ist, will das Motorrad nämlich in Richtung des Vorderrads kippen. Wenn das Vorderrad die Mittellinie des Motorrads fortsetzt, ist alles in Ordnung. Wenn es aber nur ein paar Grad nach rechts oder links eingeschlagen ist, dann will das Motorrad in diese Richtung kippen. Nur wenn der Lenker beim Bremsen ganz gerade steht, Vorderrad und Hinterrad also eine Linie bilden, werden die Verzögerungskräfte genau durch die Mittellinie des Motorrads geleitet und es entsteht kein Kippmoment.
Zweitens sollte der Fahrer geradeaus schauen. Sein Kopf wiegt inklusive Helm acht Kilo oder mehr und kann leicht ein Ungleichgewicht verursachen, wenn er zur Seite gedreht ist. Wenn der Blick nach vorn gerichtet ist, kann man außerdem viel besser die Balance halten. Andernfalls passiert es, dass man beim Anhalten auf dem falschen Fuß landet, viel Kraft aufwenden muss, um in der Senkrechten zu bleiben, oder gar mit dem Motorrad umfällt.
Den Lenker gerade zu halten und nach vorn zu schauen sind die goldenen Regeln. Wer sie beachtet, der läuft beim Anhalten keine Gefahr umzufallen.
Wenn der Blick nach vorn gerichtet ist, kann man viel besser die Balance halten
Eine heikle Situation kann einen auch an einer Ampelkreuzung erwarten, wenn man auf grünes Licht wartet, um scharf rechts abzubiegen. Wenn man in dieser Situation beim Anfahren den Motor abwürgt, weil er noch kalt ist oder weil man die Kupplung zu schnell kommen lässt, dann ist das Ergebnis dasselbe wie bei einer Vollbremsung mit der Hinterradbremse. Die Situation lässt sich nur meistern, wenn man sofort und konsequent die Kupplung zieht, denn dann kann sich das Hinterrad wieder drehen und ein Umfaller eventuell noch vermieden werden. Dazu braucht es vielleicht noch ein kurzes Abfangen mit dem Fuß, aber besser als umzufallen.
Schwierig wird es auch, wenn man eine steile Auffahrt hinaufgefahren ist, aber nicht weiterkommt und keinen Platz zum Wenden findet. Der einzige Ausweg ist, die Auffahrt rückwärts hinunterzurollen. Zum Verzögern bleibt nur die Vorderradbremse, weil man beide Füße am Boden braucht, um das Gleichgewicht zu halten. Allerdings ist die Bremswirkung minimal, weil beim Verzögern die Front entlastet wird und das Vorderrad sehr schnell blockiert. Wenn man erst einmal Speed aufgebaut hat, ist ein Umfaller deshalb fast nicht zu vermeiden. Deshalb sollte man früh und oft bremsen, um mit minimaler Geschwindigkeit rückwärts zu rollen, bis man wieder horizontalen Boden unter den Rädern hat. Lieber schleichen als fallen!
So manches Motorrad ist schon umgefallen, wenn der Fahrer die Füße nicht rechtzeitig auf den Boden bekommen hat, weil er mit seinem Hosenbein oder dem Stiefelriemen an der Fußraste hängen geblieben ist. Dagegen hilft es, die Hosenbeine in die Stiefel zu stecken, die Stiefelriemen – so vorhanden – mit Tape festzukleben und generell zu verhindern, dass sich irgenwelche losen Kleidungsstücke in der Nähe der Fußrasten oder Fußhebel befinden.
Wenn man erst einmal zum Stillstand gekommen ist, kann das Bike immer noch beim Abstellen umfallen. Wer zum Beispiel den Seitenständer versehentlich nicht ganz ausklappt, der erlebt eine böse Überraschung, wenn die Maschine sich immer weiter zur Seite neigt. Wer dem ausgeklappten Seitenständer vor dem Abstellen noch einen finalen Stoß mit der Fußspitze versetzt, der geht auf Nummer Sicher. Zu den Tipps gegen Umfaller gehört es auch, sein Bike mit eingelegtem Gang abzustellen, damit es nicht rollen kann. Wenn man darüber hinaus den Lenker ganz nach links einschlägt, senkt sich das Bike ein ganzes Stück und bringt mehr Last auf den Seitenständer, so dass das Motorrad selbst dann noch sicher steht, wenn es einen unbeabsichtigten Schubs bekommen sollte.
Natürlich darf man auch nicht vergessen, beim Anhalten die Füße von den Rasten zu nehmen. Ich erwähne das nur, weil es vorgekommen sein soll, auch wenn ich das wohl niemandem sagen muss.
Zu den Tipps gegen Umfaller gehört es, sein Bike mit eingelegtem Gang abzustellen, damit es nicht rollen kann
Wer diese Tipps beherzigt, dem wird die Peinlichkeit eines Umfallers erspart bleiben – genauso wie die damit verbundenen Schäden fürs Bike und fürs Ego.
Ray Petry ist Certified Riding Academy Coach und Mitglied des Riding Academy™ Teams bei der Harley-Davidson® Motor Company in Milwaukee.
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