
Auf grossen events motorrad fahren
Die Teilnahme an einer großen Rally steht ganz oben auf der Wunschliste eines jeden Bikers. Ob Sturgis, Milwaukee oder die European Bike Week®, um nur einige zu nennen, Rallys sind aufregende Spektakel der Motorradkultur und bieten Einblick in eine Welt nur für Motorradfahrer. Aber auch wenn eine Rally eine motorradfreundliche Umgebung ist, sollte man nicht unvorsichtig sein, sondern folgende Tipps beachten…
TEXT VON RAY PETRY
Die Vorbereitung beginnt bereits, bevor man losfährt. Am wichtigsten ist es, im Vorfeld seiner ersten Rally das Fahren im Schritttempo zu üben, denn auf jedem Event gibt es immer wieder Situationen, in denen man extrem langsam fahren muss. Als Übungsgelände bieten sich dafür freie Parkplätze und verkehrsarme Straßen an. Zu den Grundlagen gehört es, nach vorn zu schauen, um das Gleichgewicht zu halten, die Kupplung im Schlupfbereich zu halten, damit das Motorrad langsamer fährt, als es die Motordrehzahl vorgibt, und mit leichtem Druck auf die Hinterradbremse die Geschwindigkeit zu regulieren. Die Übung sollte man mit einer Geschwindigkeit beginnen, die das Motorrad stabilisiert, um dann immer langsamer zu werden. Es gilt herauszufinden, wie langsam man fahren kann, ohne die Füße von den Rasten zu nehmen, Schlangenlinien zu fahren oder mit dem Lenker zu rudern. Dabei sollte man alle paar Minuten eine Verschnaufpause einlegen, in der man normale Geschwindigkeit fährt, um Muskeln und Geist zu entspannen sowie Motor und Bremsen abzukühlen.
Wer bei langsamer Fahrt mit dem Lenker rudert und dabei vorn bremst, wird erleben, dass das Motorrad in die Richtung kippt, in die gerade das Vorderrad zeigt. Im Extremfall fällt die Maschine dabei um. Um das zu verhindern, sollte man den Lenker möglichst gerade halten und nur hinten bremsen. Bei höheren Geschwindigkeiten ist es zwar wichtig, immer beide Bremsen zu nutzen, aber bei Schritttempo gilt diese Regel nicht – wer nur hinten bremst, verhindert, dass die Maschine kippen will, wenn beim Bremsen der Lenker nicht ganz mittig steht. Wer das Langsamfahren beherrscht, ist klar im Vorteil und macht eine bessere Figur als derjenige, der die Füße über den Boden schleifen lässt oder wie eine Ente watschelt.
Wer bei einer Rally eintrifft, ist in der Regel überwältigt vom ersten Eindruck. In dem Augenblick ist es wichtig, sich zu orientieren, irgendwo anzuhalten und erst einmal alles auf sich wirken zu lassen, bevor man die nächsten Schritte unternimmt. Auch wenn bei einer Rally in der Regel wenig Autoverkehr herrscht, heißt das nicht, das man seine Vorsicht über Bord werfen darf. Wer sich ablenken lässt, kommt schnell anderen ins Gehege – ein suboptimaler Start für einen Rally-Besuch.
Wer das Langsamfahren beherrscht, ist klar im Vorteil und macht eine bessere Figur als derjenige, der die Füße über den Boden schleifen lässt oder wie eine Ente watschelt.
Das Parken kann bei großen Motorradveranstaltungen ein Problem darstellen. Zuerst einmal sollte man sich über die Parkregeln vor Ort informieren – die mögen zwar locker sein, aber trotzdem ist ein Strafzettel nicht das beste Rally-Souvenir! Wer sein Bike abstellt, sollte vorausschauend planen, wann und wie er den gewählten Parkplatz wieder verlassen will. Sollte es auf dem Parkplatz ein Gefälle geben, ist es sinnvoll, die Maschine so abzustellen, dass das Heck bergab weist. Muss man später die Parklücke nach vorn verlassen, kann man das per Motorkraft tun, muss man sie nach hinten verlassen, kann man das Motorrad mit Unterstützung durch die Schwerkraft zurückrollen lassen. Sein Bike quer zum Gefälle abzustellen, ist keine gute Idee, denn entweder lastet dann zu wenig Gewicht auf dem Seitenständer, so dass die Maschine umfallen kann, oder zu viel Gewicht, so dass man Mühe hat, das Motorrad später wieder in die Senkrechte zu bringen. Im letztgenannten Fall hilft ein alter Biker-Trick, nämlich den Lenker ganz nach rechts einzuschlagen, denn dabei richtet sich die Maschine etwas auf – genauso, wie sie sich beim ganz nach links eingeschlagenen Lenker etwas absenkt und damit sicherer auf dem Seitenständer steht. Noch ein Tipp: Niemals zu dicht an der rechten Seite eines auf dem Seitenständer abgestellten Bikes parken. Andernfalls hat der Fahrer dieser Maschine nicht genug Platz, sein Motorrad in die Senkrechte zu bringen und aus der Lücke zu bugsieren – so etwas kann mit hässlichen Kratzern enden.
Auf Rallys verfestigt sich der Eindruck, Motorräder und Partys seien füreinander geschaffen. Das mag richtig sein, aber nur in dieser Reihenfolge – Trinken und Fahren passen nicht zusammen, schon gar nicht auf einer Rally! Das Ergebnis wäre im günstigsten Falle, von der örtlichen Polizei wegen Trunkenheit am Lenker belangt zu werden – und keiner soll glauben, er kann sich nach der Party unbemerkt von der Polizei per Achse ins Hotel schleichen. Im schlimmsten Falle wäre das Ergebnis ein Sturz oder eine Kollision mit schweren Verletzungen. Wer vorausschauend plant, um das Trinken vom Fahren zu trennen, der hat definitiv eine bessere Zeit.
Ganz wichtig ist es, seine Maschine auf einer Rally vor Diebstahl zu schützen, denn es gibt kaum eine bessere Gelegenheit für Motorraddiebe. Wo könnte man besser ein Motorrad stehlen als auf einer Veranstaltung, wo man sich Marke und Modell des Diebesgutes aussuchen und dann unauffällig damit wegfahren kann? Man sollte sein Motorrad abschließen – auch das Lenkschloss – sobald man nicht mehr darauf sitzt oder gar ein paar Schritte weggeht. Nachts sollte man einen öffentlichen und gut beleuchteten Parkplatz aufsuchen, das Bike an einen festen Gegenstand oder an die Motorräder seiner Freunde anketten und alle leicht abnehmbaren Teile wie das Windschild, die Satteltaschen und die Rückenlehnen entfernen und mit aufs Zimmer nehmen.
Wer bei einer Rally eintrifft, ist in der Regel überwältigt vom ersten Eindruck. In dem Augenblick ist es wichtig, erst einmal alles auf sich wirken zu lassen, bevor man die nächsten Schritte unternimmt.
Auch wer eine Rally allein und nicht mit Freunden oder im Rahmen einer organisierten Reise besucht, fährt bei der großen Menge von Motorrädern irgendwann zwangsweise in einer Gruppe. Deshalb sollte man die beim Gruppenfahren üblichen Handzeichen kennen und jeden Tag mit einem vollen Tank beginnen – man weiß nie, wohin einen der Tag führen wird. In der Gruppe sollte man versetzt zum Vordermann fahren und genügend Abstand halten – besonders hinter Trikes und anderen mehrspurigen Fahrzeugen, die innerhalb einer Fahrspur nicht versetzt fahren können.
Wichtig: Auch wer in einer Gruppe fährt, fährt auf eigene Entscheidung und auf eigene Verantwortung. An Kreuzungen und Ampeln darf man nicht einfach seinem Vordermann hinterherfahren, sondern muss die anderen Verkehrsteilnehmer und die gesamte Situation im Auge behalten, als wäre man allein unterwegs. Dasselbe gilt für das Kurvenfahren: Man sollte sich nicht verleiten lassen, über seine Verhältnisse zu fahren und sich immer auf der sicheren Seite fühlen. Wenn es einem in einer Gruppe zu brenzlig wird, sollte man nicht zögern, den nächsten Abzweig zu nehmen und die Fahrt allein fortzusetzen.
Wer diese Tipps befolgt, dem wird seine erste Rally so viel Spaß machen, dass er am Ende sagt: Einmal ist keinmal!
Ray Petry ist Certified Riding Academy Coach und Mitglied des Riding Academy™ Teams bei der Harley-Davidson® Motor Company in Milwaukee.
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