Design-klassiker

Adam Brinkworth führt eines der erfolgreichsten Design-Unternehmen Großbritanniens. Nach getaner Arbeit liebt er es, seine Harley-Davidson® Oldtimer zu fahren …

FOTOS VON SAM CHRISTMAS

Allen, die nichts mit Design zu tun haben, sagt der Name Brinkworth wahrscheinlich nicht viel. Aber die DesignCompany, der Adam Brinkworth seinen Namen gegeben hat, hat Verkaufsräume, Galerien und Veranstaltungen für einige der größten Blue-Chip-Unternehmen und der coolsten Marken entwickelt und umgesetzt, die es gibt. Und wenn die Arbeit einmal ruht, dann liebt Firmengründer und CEO Adam nichts mehr, als sich mit seiner Sammlung von Harley-Davidson Motorrädern auf der Straße, auf der Rennstrecke oder in der Werkstatt zu beschäftigen.

Die Firma Brinkworth, die ihre Zentrale im Osten Londons hat, wurde 1990 als Design-Beratung gegründet und ist zu einem Unternehmen mit 50 Mitarbeitern sowie mit Büros in Großbritannien und den USA angewachsen. Ihr Betätigungsfeld deckt hauptsächlich die Bereiche Architektur und Innenarchitektur ab, und ihre Vorzeige-Projekte waren Aufträge von Firmen wie Facebook, Adidas, Google und Samsung, aber auch von aufstrebenden Street Brands wie Supreme Skateboards, Converse Sneakers und Stüssy Mode.

Street Style und Street Culture vom Skateboarding bis zum Motorradfahren waren von Anfang an Teil der DNA von Brinkworth, und ihr Einfluss ist überall zu erkennen – von den frei hängenden Skateboard-Schüsseln im Supreme Store in San Francisco und im Londoner Flagship Store von Selfridges in der Oxford Street bis zum modernen Gothic-Ambiente in den neu gestalteten Verkaufsräumen der Kult-Schmuck-Marke The Great Frog in Londons Künstlerviertel Shoreditch.

Battered skateboards in Adam Brinkworth's studio.

Es ist deshalb keine Überraschung, dass Motorräder im Allgemeinen und Harley-Davidson im Speziellen wesentlichen Einfluss auf Adam Brinkworth und sein Unternehmen genommen haben.

“Es hat alles damit begonnen, dass ich so einen verrückten Biker namens Bill kennengelernt habe, als ich an meiner Abschlussarbeit als Möbeldesigner am Royal College of Art gearbeitet habe”, erinnert sich Adam. “In der Werkstatt war er immer an der Fräsmaschine und hat an Motorblöcken gearbeitet, während ich versuchte, Möbel zu bauen. Er war ein wirklich unkonventioneller Typ, der mir ein paar wichtige Lektionen erteilt hat, wie man in Bezug auf Design und Ästhetik freier und einfacher denkt und das Leben nicht zu ernst nimmt.

Ein Besuch bei ihm zu Hause hat mich stark beeindruckt. Er hatte eine riesengroße Werkstatt, wo sich alle möglichen coolen Motorräder stapelten, wo Explosionszeichnungen von Motoren und Norton Federbett-Rahmen an den Wänden hingen, und in der es nach Altöl roch. Ich dachte ‘Wow – this is the place.’”

Adam Brinkworth in his studio.

Eines von Bills Projekten, das Adam besonders interessant fand, war eine Harley-Davidson WLC. Ursprünglich hatte Bill die WLC 1966 aus Armeebeständen von Fred Warr gekauft, um daraus seine Abschlussarbeit am Royal College of Art im Studiengang Fahrzeug-Design zu machen. Ganz im Stil der damaligen Zeit entstand aus der WLC als erstes eine “Art verrückter Chopper” mit einem selbstgebauten Federbett-Rahmen. 1985 hat sich Bill dann in dem Film On Any Sunday den Racing-Bazillus eingefangen und die Harley® zu einem Flat Tracker mit Starrrahmen umgebaut.

A close-up of a Harley-Davidson motorcycle.

“Ich fand, dass die Maschine sehr harmonische Proportionen besaß und sehr durchdacht wirkte”, sagt Adam. “Als er sie angelassen hat, fand ich sie noch besser! Ich habe ihn überredet, mir das Bike zu verkaufen, obwohl ich damals noch gar nicht Motorrad fahren konnte. Ich habe die Maschine ungefähr ein Jahr lang behalten, aber zu der Zeit hatte ich nicht genug Ahnung von der Technik eines Oldtimers, also habe ich sie ihm schlussendlich zurückgegeben. Aber immerhin war ich vom Motorrad-Virus infiziert. Als ich mit ein paar größeren Design-Projekten ordentlich Geld verdient hatte, zog ich los und kaufte mir stattdessen eine 320 km/h schnelle Ducati Desmosedici.”

Ein paar Track Days mit der schnellen Italienerin später waren alle Illusionen verflogen. “Ich hatte ein paar ziemlich schlimme Stürze. Zu der Zeit fuhren einige meiner Freunde bei Vintage Flat Track Rennen der Dirt Track Riders Association mit. Ich bin auf Krücken zu ein paar der Rennen gehumpelt, und was ich zu sehen bekam, hat mir viel mehr Spaß gemacht als Straßenrennen – und das bei viel niedrigeren Geschwindigkeiten. Mein alter Freund Bill war inzwischen bereits über 70, und so konnte ich ihn überreden, mir die WLC ein zweites Mal zu verkaufen, und ich stieg in die Vintage Flat Track Racing Szene ein. Die Hooligan Klasse war gerade eingeführt worden, und ich bin in dieser Kategorie dann ein paar Jahre lang auf der Harley mitgefahren.”

Leidenschaft wird oft zur Besessenheit, und als Adams Design-Geschäft blühte, dauerte es nicht lange, bis er Besitzer einer ganzen Sammlung von Harley Motorrädern war. Zur WLC kamen zwei Born-Free Umbauten – eine Panhead von 1952, die das Born-Free Nummer 5 gewonnen hatte, und eine Sportster®, die für das Born-Free Nummer 4 gebaut worden war – sowie eine für ambitioniertere Einsätze gedachte Flat Track Rennmaschine auf Basis einer XG750 Street.

“Ich habe den Umbau der Panhead verfolgt, weil ich die Design-Ästhetik ihres Erbauers Scott ‘T-Bone’ Jones von Noise Cycles bewundere”, erinnert sich Adam. “Die Arbeit lief gut, und ich hatte zum ersten Mal die Möglichkeit, mir persönlich etwas zu gönnen, deshalb habe ich Scott angesprochen und das Ding gekauft. Es ist ein verrücktes Bike mit einem 1952er Panhead-Motor, einem 1962er Rahmen und Lackteilen aus Aluminium – es sieht aus wie eine Kreuzung aus einem Café Racer und einer Rekordmaschine für den Salzsee. Eine fantastische Maschine. Ich liebe ihre Unkonventionalität und ihre Machart. Sie hat vorn eine abgefahrene Trommelbremse mit vier auflaufenden Bremsbacken, und auf der linken Seite liegt alles frei. Die Sitzposition mit dem niedrigen Lenker und den hohen Rasten ist irre, und sie ist mit einem Step-down Kick-back Getriebe ausgerüstet. Das Bike hat eine unglaubliche Präsenz. Es ist ein Kunstwerk als Designobjekt und als Motorradkonstruktion. Ich liebe es.”

Street Style und Street Culture waren von Anfang an Teil der DNA von Brinkworth

Adam Brinkworth at work with his design team.

Der Pan folgte bald ein zweites Born-Free Bike, das Andy Carter von Pangea Speed gebaut hat. “Golden Dawn” war einmal eine XL Sportster von 1975, hat aber mit dem ursprünglichen Motorrad nicht mehr viel zu tun. Der Rahmen bekam einen flacheren Steuerkopf sowie ein ungefedertes Heck, und das Bike wurde im Stil der japanischen Bosozoku Ästhetik mit einer extrem hoch montierten Sportverkleidung, einer King and Queen Choppersitzbank, Gussrädern und einer Metalflake-Effektlackierung mit Zierstreifen ausgerüstet.

“Ich liebe das Bike, weil es eine Mischung aus verschiedenen Stilen ist und verschiedene Genres aus unterschiedlichen Kulturen vermischt. Nur wenige Leute mögen das Design, aber jeder fragt ‘Was zum Teufel ist denn das?’ Es ist eine verrückte Art von expressivem Design, ein bisschen so wie die japanischen Drift-Autos oder die umgebauten Trucks, die sie dort fahren. Amerikanische Chopper-Kultur hat japanisches Design beeinflusst, und das Ganze ist wieder zurück in die USA gekommen. Das Endergebnis ist total verrückte Science Fiction. Es ist ein Bike, an dem sich die Geister scheiden, aber ich mag es wegen all der verschiedenen Einflüsse und weil es nicht wie alle anderen Motorräder aussieht, die man so kennt.

Als das Bike noch gar nicht nach England ausgeliefert war, hatte Adam es bereits für die Chopper-Klasse beim DirtQuake gemeldet, in der es sich die unmöglichsten Konstruktionen beim Kampf auf dem Dirt Track geben und die Fahrer genauso unangemessen ausgerüstet sind wie ihre fahrbaren Untersätze.

Adam Brinkworth sitting on his custom Harley-Davidson.

“Die Maschine kam am Freitag in England an, und DirtQuake fand am Samstag statt. Abgesehen von einer kurzen Probefahrt zum nächsten Kreisverkehr und zurück, bin ich sie also beim DirtQuake zum ersten Mal gefahren”, sagt Adam. “Sie ist völlig ungeeignet, um damit Dirt Track Rennen zu fahren, aber genau darum geht es ja – groß, schwer und unhandlich, mit einem schmalen 21-Zoll-Vorderrad, einem fetten Hinterrad und einem Motorgehäuse, das aufsetzt, wenn man nur ein bisschen Schräglage fährt. An dem Tag hat auch meine Tochter Marnie mit ihrem Jawa Flat Tracker am Rennen teilgenommen, deshalb sind wir beide im Partnerlook mit golden glitzernden Disco-Party-Anzügen gefahren, die unsere Freundin Cath, eine Textil-Designerin, geschneidert hatte. Cath hat mir außerdem einen Anzug in leuchtend hellem Pink mit einer Startnummer auf dem Rücken gemacht, in dem ich als ‘Brink Panther’ mit der WLC in der Oldtimer-Klasse gestartet bin. Das hat höllisch Spaß gemacht, besonders als ich Guy Martin im Rennen geschlagen habe. Allerdings fuhr er einen Chopper mit der längsten Gabel, die ich je irgendwo gesehen habe – geschweige denn auf einem Dirt Track.”

Für ernsthaftere Flat Track Einsätze hat Adam auch noch eine schärfere Dirt Track Waffe in Form einer umgebauten XG750 Street, die ursprünglich für Scott Jones von Noise Cycles als Mitglied seines werksunterstützten H-D Racing Teams aufgebaut worden ist.

Adam Brinkworth discussing his ideas with three members of his team.

Trotz des handwerklichen und künstlerischen Expertise, die in Adams Bikes investiert wurde, werden sie im Alltag nicht geschont. Jedes von ihnen wird nicht nur regelmäßig auf den britischen Flat Track Rennstrecken hart rangenommen, sondern muss auch hin und wieder als fahrbarer Untersatz für Adams Weg zur Werkstatt oder zum Studio herhalten.

“Manchmal braucht es länger, die jeweilige Maschine zu starten und warmlaufen zu lassen, als die eigentliche Fahrt dauert”, lacht Adam. “Aber der Punkt ist, dass es mir manchmal sehr schwer fällt, zwischen Arbeit und Freizeit hin und her zu schalten. Eine alte Harley zu fahren stellt auf jeden Fall einen Bruch zwischen dem einen und dem anderen Leben her.

Metal samples in Adam Brinkworth's studio.

Die Ästhetik der alten Harley-Davidson Motorräder prägt und beeinflusst defintiv meine Arbeit als Designer sowohl visuell als auch funktional. Motorräder und meine Arbeit sind auch deshalb untrennbar miteinander verbunden, weil ich mich grundsätzlich für das Prinzip ‘Form follows Function’ interessiere. Mich interessieren die materielle Funktionalität, die Proportionen und die Performance von allem, ganz gleich, was es ist – ob es nun etwas Minimalistisches ist wie die WLC oder etwas total Überzogenes wie das Pangea Speed Bike.

“Die Ästhetik der alten Harley-Davidson Motorräder prägt und beeinflusst defintiv meine Arbeit als Designer.”

Motorräder sind funktionale Geräte, aber zugleich findet man an ihnen wunderbare Designs. Ich könnte den ganzen Tag vor der WLC sitzen und mir Notizen zu Details wie den Kühlrippen machen – wie sie geformt sind, welche Abstände sie haben, welche Radien sie aufweisen. Es gibt sehr viele Fälle, in denen ich mir bei Motorrädern Design-Anregungen geholt und für die Designs, die wir bei Brinkworth machen, übernommen habe.”


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