
Bis ans ende der welt
Ela und Greg Kedzior sind seit Mitte vergangenen Jahres auf ihrer Pan America™ in Südamerika unterwegs. Jetzt, da sie mit Ushuaia den südlichsten Zipfel Südamerikas erreicht haben, blicken sie zurück auf die eindrucksvollsten Augenblicke der letzten Monate
TEXT UND FOTOS VON ELA UND GREG KEDZIOR
Es ist jetzt sieben Monate her, dass wir zu unserer Südamerika-Expedition aufgebrochen sind. In dieser Zeit sind wir fast 28.000 Kilometer durch sechs Länder gefahren, haben zahllose unvergessliche Erlebnisse gehabt und viele interessante Leute kennengelernt.
Es ist unmöglich, eine so lange und ereignisreiche Zeit in einem einzigen Artikel zu beschreiben, aber wir möchten zumindest berichten, was uns von den einzelnen Ländern am intensivsten in Erinnerung geblieben ist.

ECUADOR
Zuerst dachten wir, für die Erkundung dieses relativ kleinen Landes würden wir nicht viel Zeit brauchen – vielleicht so drei Wochen. Aber selbst nach fünf Wochen hatten wir noch lange nicht alles gesehen. Ecuador ist zwar klein, aber es hat viel zu bieten. Hier hörten wir zum ersten Mal von den Begriffen sellva (Dschungel), sierra (Berge) und costa (Küste). Natur und Kultur in diesen topographischen Zonen sind sehr unterschiedlich.



Was sich eindeutig am stärksten in unser Gedächtnis eingeprägt hat, ist der Besuch des Chimborazo Naturschutzgebietes, wo es die höchsten Gipfel des Landes gibt. Wir waren dort zum ersten Mal in unserem Leben auf einer Höhe von mehr als 5.000 Metern über dem Meeresspiegel – leider nicht auf zwei Rädern, weil man in Ecuador Nationalparks und Naturschutzgebiete nicht mit Motorrädern befahren darf. Wir mussten deshalb unsere Pan America auf einem Parkplatz zurücklassen, mit einem Pickup weiterfahren und die letzten 250 Höhenmeter zu Fuß zurücklegen, was auf dieser Höhe kein einfaches Unterfangen ist.
Ein anderes unvergessliches Erlebnis war es, die Anden zu überqueren- was wir gleich zweimal gemacht haben. Wunderschöne Pisten winden sich auf einer Höhe von mehr als 4.700 Metern über den Wolken durch die Berge. Die Ausblicke unterwegs werden uns lange im Gedächtnis bleiben …

PERU
Peru wird von vielen Fernreisenden als ein Paradies für Motorradfahrer bezeichnet, und entsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Wir hatten für unseren Besuch dieses Landes eine ziemlich detaillierte Route mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten geplant. Zu unserem Programm gehörte auch eine Inspektion für unser Motorrad. Wir hatten uns zwei Wochen, bevor wir Ecuador verließen, mit Harley Davidson® Lima in Verbindung gesetzt und unser Kommen angekündigt. Eine Bestätigung unseres Termins kam umgehend – zusammen mit einer Einladung zu einem Treffen des Harley-Davidson Clubs von Peru, das eine Woche nach unserem Inspektionstermin in Cusco stattfinden sollte. Wir konnten der Einladung einfach nicht widerstehen, und es hat sich gelohnt. Wir werden die wunderbaren Leute, die wir beim Händler und beim Treffen kennengelernt haben, genauso wenig vergessen wie die fantastische Atmosphäre dort.


Die Motorradstraßen, die wir in den Anden kennengelernt haben, gehören zu den großartigsten Bergstraßen, die wir je in unserem Leben gefahren sind. Die schwierigste von allen war die Straße 106 durch den Huascarán Nationalpark, die mehr einem Bergpfad ähnelt – es war eine echte Herausforderung, die steile, schmale, kurvige und steinige Route zu zweit zu fahren. Glücklicherweise ging alles gut, und wir erreichten unsere Rekord-Höhe auf zwei Rädern von 4.711 Metern über dem Meeresspiegel, ohne einmal umzufallen. Allerdings haben wir diesen Rekord nur ein paar Wochen später auf einer anderen schönen Anden-Straße gebrochen: auf der Straße 120 durch das Landschaftsreservat Paisajistica Nor Yauyos-Cochas, die uns über eine Strecke von 140 Kilometern auf 4.932 Meter Höhe führte. Wir schämen uns nicht zuzugeben, dass wir beim Blick vom “Dach der Welt” ein paar Tränen verdrückt haben!

BOLIVIEN
Bolivien ist ein Land, vor dem wir uns Sorgen gemacht haben, denn wir waren von vielen Seiten vor dem Zustand der Straßen und vor den Problemen mit der Qualität und der Verfügbarkeit von Benzin gewarnt worden. Trotzdem haben wir uns entschieden, uns selbst ein Bild zu machen.
Es gibt zwei Sorten Kraftstoff in Bolivien: Benzin mit 89 Oktan und Diesel. Für beide müssen Fremde mehr bezahlen als Einheimische, und wir haben von Fällen gehört, in denen Reisenden kein Treibstoff verkauft worden ist, weil sonst angeblich nicht mehr genug für die Bolivianer vorrätig sei. Wir haben allerdings bei unserer Reise durch das Land nie solche Probleme gehabt. Ein altes Sprichwort sagt, dass Harley-Davidson die Leute miteinander verbindet, und so war es auch in Bolivien! Wir waren ähnlich positiv überrascht vom Zustand der bolivianischen Straßen – es gibt zwar herausfordernde Schotterpisten, aber die Hauptstraßen sind alle asphaltiert und in gutem Zustand.


All die Schauergeschichten, die uns Angst vor dem Grenzübertritt gemacht hatten, erwiesen sich als falsch. Wir haben nur gute Erinnerungen an Bolivien und haben in diesem Land eine Menge Freundschaften geschlossen.
Das unvergesslichste Erlebnis unserer Zeit dort war die Uyuni Salzwüste und die Nacht, die wir dort in unserem Zelt verbracht haben. Auf der einen Seite hatten wir mit dem starken Wind und der strengen Kälte in der Nacht zu kämpfen, aber auf der anderen Seite konnten wir einen traumhaften Sonnenuntergang, einen geradezu unwirklichen Sternenhimmel und die absolute Ruhe am Morgen genießen.

ARGENTINIEN
Argentinien ist ein wunderschönes Land mit abwechslungsreicher Natur, dem wir uns kulturell am nächsten fühlten, was vermutlich an der Vielzahl von europäischen Einwanderern und ihren Nachfahren liegt.
Es ist das Land großer Weine, exzellenter Steaks und des allgegenwärtigen Yerba-Mate-Kräutertees. Auf Grund der hohen Inflationsrate ist es auch das Land des billigen Benzins – vorausgesetzt man bezahlt mit dem US-Dollar, dessen Wechselkurs auf der Straße traumhaft ist. Endlich konnten wir unserer Pan America nach der harten Zeit in Bolivien wieder Benzin mit 98 Oktan gönnen, das es für 50 Cent je Liter zu kaufen gab!




Für viele Motorradfahrer steht der Name Argentinien für die legendäre Ruta 40. Wir fanden es herausfordernd, den argentinischen Teil Patagoniens zu durchqueren, aber die Landschaft, durch die die Ruta 40 führt, entschädigt für viele Mühen. Als am spektakulärsten wird uns zum einen der Anblick des großartigen Perito Moreno Gletschers in Erinnerung bleiben und zum anderen, wie das majestätische Massiv des Monte Fitz Roy vor uns auftauchte, als wir die Stadt El Chaltén erreichten.

RUTA 40 – ARGENTINIENS ROUTE 66
Die mehr als 5.000 Kilometer lange Ruta 40 – von den Einheimischen nur La Cuarenta genannt – wird oft trotz des großen Unterschieds, was die durchfahrene Landschaft und den Straßenzustand angeht, mit der nordamerikanischen “Mother Road” Route 66 verglichen. Streckenweise ist die Ruta 40 wunderschön, und sie führt durch ebenso schöne Landschaften, aber oft zieht sie sich auch schnurgerade – wie mit dem Lineal gezogen – endlos dahin.
Die Straße ist nicht einfach zu fahren, es gibt schwierige unbefestigte oder geschotterte Abschnitte, enge Haarnadelkurven, starken Seitenwind und wenig Tankstellen. Aber alle, die es schaffen, werden großzügig belohnt: Sie erleben atemberaubende Ausblicke, erreichen bei Abra del Acay den vermutlich höchsten auf einer Nationalstraße erreichbaren Punkt der Welt, und sie wissen, dass sie eine der größten fahrerischen Herausforderungen gemeistert haben, die es für Motorradreisende gibt.

CHILE
Wir haben Chile als das zweifellos höchstentwickelte Land im Westen Südamerikas erlebt. Wer mit dem Flugzeug aus Europa oder Nordamerika hier ankommt, der wird sich gar nicht weit weg von zu Hause fühlen. Die Magie des Landes beginnt sich erst zu entfalten, wenn man den chilenischen Teil Patagoniens erreicht. Die als Carretera Austral bekannte Nationalstraße 7 – ein Muss für Motorradfahrer in Chile – ist das Äquivalent zu Argentiniens Ruta.
Die Straße windet sich von Puerto Montt aus südwärts an Bergen, Seen und Fjorden vorbei. Sie ist vor allem im Süden auf weiten Strecken eine Schotterpiste und damit eine echte Herausforderung – auch wenn sich die zuständigen Behörden mühen, Jahr für Jahr immer neue Teilstücke zu asphaltieren. Im Süden Chiles gibt es noch eine weitere herausragende landschaftliche Attraktion, den Nationalpark Torres del Paine.
Er ist zwar in erster Linie bekannt als Paradies für Bergwanderer und Kletterer, aber Motorradfahrer finden hier auch ihren Spaß! Der chilenische Teil Patagoniens ist faszinierend und unterscheidet sich zweifellos vom östlichen Teil. Aber es ist schwer, das in Worte zu fassen – man muss es schon selbst gesehen haben.
VORAUSSCHAU
Der erste Teil unserer Expedition ist in Ushuaia in der argentinischen Provinz Tierra del Fuego (Land des Feuers) zu Ende gegangen. Ushuaia ist die Hauptstadt der Provinzen Antártida, Islas del Atlántico Sur und Tierra del Fuego, bekannt als die Stadt am Ende der Welt. Für uns war Ushuaia auch ein symbolisches Ziel auf unserem Trip. Allerdings haben wir unterwegs gelernt, dass der Weg wichtiger ist als das Ziel!
Vor uns liegt jetzt unser Rückweg, auf dem es sieben weitere Länder zu entdecken gibt. Wir hoffen, dass wir der Aufgabe gewachsen sind, die wir uns selbst gestellt haben!
Lasst Euch https://screwitletsride.com über die Abenteuer von Ela und Greg auf dem Laufenden halten.
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