Fjord focus

Nick Beetham aus Großbritannien hat sich zwei Wochen Zeit genommen, Norwegens faszinierenden Landschaften und aufregenden Straßen auf seiner Road Glide® ST zu genießen

Es war im August 2023, etwa 15 Tage nach Beginn der “Ride Romania Tour” von Motorrad-Reiseveranstalter Gary France, als er durchsickern ließ, dass es für 2024 noch einen freien Platz auf seiner Tour durch die herrlichen norwegischen Fjorde gab. Ob ich Interesse hätte?  Ich war mir ziemlich sicher, dass es Norwegen ziemlich schwer haben würde, mich über die Maßen zu begeistern, nachdem ich im Jahr zuvor ein paar der schönsten Motorradstraßen der Welt wie den Tranfagarasan Highway und die Großglockner Hochalpenstraße gefahren war. Andererseits wollte ich schon seit Jahren mal nach Skandinavien. Also habe ich zugesagt, und elf Monate später war es an der Zeit, für die Reise zu packen.

Wenn man wie ich in Großbritannien lebt, ist es definitiv kein Katzensprung nach Norwegen, und erst zwei Tage und zwei Nächte, nachdem wir uns in Essex getroffen hatten, fuhren wir in Stavanger von der Fähre. Wir begannen die Tour standesgemäß mit unserem ersten norwegischen Frühstück. Es dauerte nicht lange, bis wir auf unserer Fahrt über den Hunnedalsvegen ins Landesinnere von der Landschaft geradezu überwältigt waren. Die Panoramen sind atemberaubend, und alles, was man davon auf Fotos sieht, wird der Wirklichkeit nicht gerecht – man muss die Landschaft einfach mit eigenen Augen gesehen haben. Die Straßen sind der Traum eines jeden Motorradfahrers, und wer Wasserfälle mag, der wird verwöhnt ohne Ende.

Vor allem die Fahrt nach Lysebotn über den berühmten Lysevegen-Pass war ein großartiges Erlebnis: 27 Serpentinen mit einem langen Tunnel zwischendrin führen hinunter in den Ort und zu einem tollen Foto-Stopp. Wir verweilten im Café auf dem Gipfel, genossen ein Mittagessen mit einer fabelhaften Aussicht und haben den Nachmittag damit verbracht, auf kurvigen, meist einspurigen Straßen die Gegend zu erkunden, ohne mit einem der zahlreichen Schafe zu kollidieren. Selbst als der Regen kam, tat es unserer Stimmung keinen Abbruch. Wir haben abends müde und etwas feucht, aber glücklich unser Hotel erreicht.

Die Landschaft ist in dieser Gegend absolut spektakulär und abwechslungsreich. Den Straßenzustand kann man nur als perfekt beschreiben – es geht mal links, mal rechts Berge hinauf und hinunter, durch Wälder, vorbei an reißenden Flüssen und spiegelglatten Seen.  Meine Road Glide ST hat tadellos funktioniert, sich nie beschwert und scheint immer bereit für mehr zu sein. Einspurige Straßen führten uns in Mondlandschaften auf den Gipfeln der Berge, von wo die Aussicht buchstäblich unbeschreiblich ist.

Der Anblick der Gletscher und schneebedeckten Berge und ihres Spiegelbilds im Wasser der Seen war einfach atemberaubend. Einmal fuhren wir knapp zwei Kilometer lang eine leichte Steigung hinauf, und die unglaubliche Aussicht, die uns oben erwartete, war fast ein Schock für uns, so überwältigend schön war sie. Zwei weitere Highlights waren der lange Laerdal-Tunnel auf dem Weg von Flåm nach Gaupne und die Atlantikstraße mit ihren acht Brücken. Der Trollstigen, für viele Biker eine Passstraße, die man einfach gefahren sein muss, war leider wegen mehrerer Erdrutsche geschlossen. Vom oberen Aussichtspunkt aus konnten wir die Straße sehen, und obwohl es toll gewesen wäre, sie zu fahren, gab es keinen Grund, enttäuscht zu sein,  wenn man bedenkt, was für großartige Routen Gary für uns zusammengestellt hat.

Von Gaupne aus sind wir die wunderschöne Straße 55 nach Osten gefahren und dann nach links auf die 15 Richtung Geiranger abgebogen. Als wir dann von der 15 nach rechts abgebogen sind, war die Straße ein paar Kurven weiter voll mit Autos und mit den Reisebussen, die die Touristen zwischen ihren in Geiranger vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffen und den Aussichtspunkten am Fjord hin und her transportierten. Eine besonders schöne Erinnerung an diesen Teil der Reise ist für mich die Situation, als der Backmarker unserer Kolonne und ich auf eine trödelnde Gruppe von ungefähr zwanzig Sportmotorrädern und Reiseenduros aufliefen, und wir mit unseren vollbeladenen Baggern an ihnen vorbei gedonnert und lange vor ihnen am Hotel angekommen sind. 

Wenn man schon einmal in Geiranger ist, sollte man unbedingt auch den Aussichtspunkt Dalsnibba besuchen. Mit ein paar Leuten aus unserer Gruppe bin ich am frühen Morgen die menschenleere kurvige Straße hinaufgefahren.  Oben angekommen sagte einer von uns angesichts der Aussicht: “Wie kann jemand das sehen und nicht an Gott glauben?” Ich muss zugeben, dass ich meinen eigenen Atheismus kurzzeitig in Zweifel gezogen habe. Wir brauchten unterwegs zwar von Zeit zu Zeit unser Regenzeug, aber obwohl das Wetter in Norwegen als sehr wechselhaft gilt, hatten wir über weite Strecken der Tour viel Sonnenschein oder zumindest trockene Straßen bei bedecktem Himmel. In Geiranger habe ich einen Ruhetag in unserer Tour-Planung für eine Erkundungsfahrt genutzt und mit der ST eine 200 Kilometer lange Rundfahrt gemacht. Der Ausflug hat mich durch zahlreiche Tunnel und zahllose perfekt asphaltierte Haarnadelkurven über eine wunderschöne Straße geführt, die sich an den Ufern des Fjords entlang schlängelt. Unterwegs habe ich eine Pause gemacht, um sicherzustellen, dass ich nicht träumte, und mich bei Kaffee und Eis schon auf den Rückweg gefreut. Dabei gibt es nur ein Dilemma: Soll ich unentwegt fahren, um den Fahrspaß zu maximieren, oder soll ich alle paar Kilometer anhalten, um Fotos von den atemberaubenden Ausblicken zu machen?  Die einzige Lösung, die ich sehe, heißt wiederkommen. Wir sehen uns nächstes Jahr, Norwegen!


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