
Die glorreichen Sieben
Sieben Freunde aus den H.O.G.® Chaptern Praha und Isartal haben eine dreiwöchiges Abenteuerreise durch den amerikanischen Südwesten gemacht
Text: Karlheinz Wedhorn
Wir, fünf Freunde des Isartal Chapters, haben im Sommer 2023 mit der Planung unserer USA-Reise begonnen, und als wir mit dem H.O.G.® Chapter Praha an den Harley Days in Prag teilnahmen, haben wir ihnen von unseren Plänen erzählt. Die Jungs schienen interessiert zu sein, und wir haben bald gemerkt, dass wir dieses Abenteuer mit zweien von ihnen gemeinsam erleben würden!


Wir haben uns Flüge, Visa und internationale Führerscheine besorgt. Dann haben wir bei Eagle Rider in Phoenix, Arizona, sieben Bikes reservieren lassen – zwei Road Glides® und fünf Street Glides® – und am 1. April 2024 begann unser Abenteuer. Von München aus machten wir uns per Flugzeug auf den Weg, um kurz vor Mitternacht in unserem Hotel in Phoenix anzukommen.
Am nächsten Morgen holten wir die Motorräder bei Desert Wind Harley-Davidson® und Eagle Rider ab. Wir wurden herzlich empfangen und haben uns ein paar Aufnäher und T-Shirts gekauft, bevor wir die Bikes inspiziert und uns auf den Weg gemacht haben. Zuerst haben wir den Apache Trail unter die Räder genommen, der uns mit seinen sanften Kurven und den Saguaro-Kakteen beeindruckte, die uns von den Felsen herunter zuzuwinken schienen.
Am nächsten Morgen ging es zur sehnsüchtig erwartete Arizona Bike Week in Scottsdale. Im Shopping Village reihte sich ein Stand an den anderen, und es wurde alles angeboten, was das Bikerherz höher schlagen lässt. Von dort machten wir einen Abstecher nach Cave Creek, wo sich vor mehr als zwanzig Jahren ein Großstädter mit seiner Harley niedergelassen hat und seitdem die Bikerszene in luftigen Bretterverschlägen mit Bier und Barbecue verwöhnt. Nachdem wir uns Tortillas und Enchiladas hatten schmecken lassen und einen Souvenirladen besucht hatten, um unsere H.O.G. Westen zu schmücken, sind wir zurück zur Bike Week gefahren, um dort die Live-Bands zu erleben.
Am nächsten Tag machten wir eine Mittagspause in Wickenburg und besuchten Ben’s Saddlery, wo die Cowboys der Gegend ihre Stiefel, Gürtel und Handschuhe kaufen. Dann ging es in die Berge nach Prescott, in die ehemaligen Hauptstadt von Arizona. Durch rötliche Felsen mit wildem Kiefernbewuchs erreichten wir dann auf einer Hochebene das Künstlerdorf Jerome. Ein paar Fotos später fanden wir uns schon wieder auf dem Weg nach Sedona. Die Berge glänzten in der Abendsonne, und den langsamen Abstieg aus den Bergen konnten wir gar nicht so richtig genießen, denn mit dem Sonnenuntergang wurde es empfindlich kalt. In Flagstaff checkten wir in einem Motel ein und wärmten uns erst einmal auf, bevor wir die Stadt erkundeten.


Nach einer kalten Nacht machten wir uns am nächsten Morgen dick angezogen auf den Weg in Richtung Kalifornien und bogen auf die Route 66 ab. Durch Wälder ging es zügig voran, bis wir uns wunderten, dass wir ganz alleine unterwegs waren. Die Antwort folgte auf dem Fuß: Die Straße endete abrupt in einem Feldweg. Von der historischen Route 66 war nichts mehr zu sehen, also kehrten wir zur I-40 zurück. Unsere nächste Station war Seligman, die Heimat von Westside Lilo’s Café und von Angel Delgadillo, dem ehemaligen Friseur und Retter der legendären Mother Road. Weiter ging es auf der Route 66 über Hackberry und Antares nach Kingman. Nach dem Abendessen machten wir noch ein Foto von unseren Bikes unter dem Tor der Route 66, dann fuhren wir zügig in Richtung Lake Havasu City. Es war windig, aber wir fanden in den schön geschnittenen Kurven schnell unseren Rhythmus und machten uns auf den Weg nach Oatman. Dort gab es jede Menge Touristen, aber die Esel, die den Ort so berühmt gemacht haben, waren nicht zu sehen. Also fuhren wir weiter.
In Topock passierten wir die Brücken neben der I-40, die im Intro für den Klassiker Easy Rider von 1969 zu sehen sind. Am Lake Havasu inspizierten wir noch die London Bridge, aber dann fielen wir müde ins Bett. Zurück über Topock Richtung Needles begann am nächsten Tag der zweite Teil unserer Reise an der Staatsgrenze von Kalifornien. Unser erstes kalifornisches Highlight war Roy’s Motel and Cafe, eine Tankstelle mitten im Nirgendwo, die schon in zahlreichen Spielfilmen, Werbespots und Musikvideos aufgetaucht ist. Die zweite Filmkulisse, auf die wir stießen, war das Bagdad Cafe, der Drehort des gleichnamigen Films von 1987.
Unser nächstes Ziel war der Joshua Tree National Park, wo wir uns von den kleinen Bäumen verzaubern ließen, die ihre Arme ähnlich dem Propheten Joshua in den Himmel strecken. Im gesamten Park findet man verrückte Felsformationen – wir kletterten auf den Skull Rock, nicht ohne Vorsicht vor Klapperschlangen walten zu lassen.
Am nächsten Tag stand der Death Valley Nationalpark auf unserem Programm. Der Name beschwört Bilder von drückender Hitze, geplatzten Reifen und aufgeblähten Tierkadavern herauf, aber so schlimm war es nicht. Wir waren im April unterwegs, wenn es noch nicht so heiß ist, und es hatte die Tage zuvor geregnet, als wir im Valley ankamen. Das Badwater Basin stand deshalb unter Wasser, und nur die Salzkrusten entlang der Lagune gaben uns eine Vorstellung davon, wie es hier normalerweise aussieht.
Nach einem Besuch in einem weiteren Nationalpark namens Red Rock fuhren wir zum menschenfressenden Moloch Las Vegas. Wir checkten in unser Hotel ein und stürzten uns in das Lichtermeer und die Menschenmassen, aber fünf Stunden auf den Bikes forderten ihren Tribut, und wir fielen bald ins Bett.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Shuttlebus zu Harley-Davidson Las Vegas, wo wir Pins, Patches und ein paar T-Shirts kauften und uns darauf freuten, am nächsten Tag wieder auf den Motorrädern zu sitzen.


Wir fuhren die 800 Kilometer nach Tucson in zwei Etappen, und unterwegs besuchten wir das Pima Air & Space Museum, wo unter anderem der US-Bomber B-17 Flying Fortress aus dem Zweiten Weltkrieg sowie das stoffbespannte Versuchsmodell der Gebrüder Wright ausgestellt sind. Die Missionskirche San Xavier del Bac ist ein Muss bei jedem Tucson Aufenthalt, und bei meinem dritten Besuch sah ich die Kirche aus dem Jahr 1692 tatsächlich einmal ohne Gerüst. Strahlend stand sie in der kargen Landschaft.
Keine 200 Kilometer später lief uns ein kalter Schauer über den Rücken, als wir durch den Boothill Graveyard in Tombstone schritten. Danach schlenderten wir die Main Street entlang am OK Corral vorbei und kauften beim nahe gelegenen Harley-Davidson Händler Aufnäher und T-Shirts. Übernachtet haben wir in Sierra Vista, weil in Tombstone kein einziges Bett mehr zu finden war.
Wir beschlossen, ein paar Meilen südlich in Bisbee zu frühstücken, und die Kupferminenstadt begrüßte uns mit ihren tiefen, rot schimmernden Gruben. Wir bogen in eine Seitenstraße ab und fanden uns in den 1950er Jahren wieder: Eine alte Tankstelle, altmodische Geschäfte und passende Limousinen säumten die Straße. Im Harley-Davidson Geschäft hingegen standen die neuesten Modelle, und eine Reklamewand zeigte die UFO-Vorfälle in Roswell.
Die Fahrt nach Las Cruces war mit 470 Kilometern eine unserer längeren Tagesetappen. Unterwegs hielten wir in Shakespeare, einer Geisterstadt unterhalb der I-10. Ein waschechter Cowboy führte uns durch die Stadt und erzählte uns von der harten Arbeit in den Silberminen. In Las Cruces genossen wir das erste Steak unserer Reise in einem Atrium im mexikanischen Stil – ein perfekter Abschluss eines großartigen Tages.
Als Nächstes begrüßte uns der White Sands National Park mit einem gelblichen Dunst in der Luft. Wir fuhren durch die Gipswüste und wanderten durch die Dünen, bis uns der auffrischende Wind eilig zu unseren Bikes zurückkehren ließ.
Ein richtiger Sandsturm aber erwischte uns erst in El Paso in Texas. Wir suchten in einem Motel Schutz und ruhten uns für die kommende Mammutstrecke von El Paso nach Santa Fe in New Mexico aus. Die 600 Kilometer lange Strecke legten wir so zügig zurück, dass wir uns bei der Ankunft noch ein wohlverdientes Bier und ein Abendessen mit ein paar Cowgirls gönnen konnten.
Am folgenden Tag entspannten wir uns auf den Spuren der Wild Hogs aus dem Spielfilm von 2007 im Künstlerdorf Madrid. Nach einer kleinen Stärkung kehrten wir nach Santa Fe zurück, wo wir das Georgia O’Keeffe Museum besuchten und bei Kowboyz neue Stiefel kauften. Die Bikes waren bepackt, bereit für die Route 66 am nächsten Tag.


Wir machten uns auf den Weg nach Albuquerque und hielten in Gallup an, um das El Rancho Hotel zu besuchen, das schon viele Hollywood-Stars beherbergt hat. Die Straße führte uns durch den Petrified Forest National Park entlang der Painted Desert. In Holbrook kamen wir am Wigwam Motel vorbei, und am späten Nachmittag näherten wir uns der Stadt Winslow, bevor wir zu unserem Motel in Flagstaff fuhren.
In den Fußstapfen von Easy Rider fuhren wir hinauf zum Sunset Crater Volcano National Monument, wo die schwarze Lava eines Vulkanausbruchs seit tausend Jahren die Landschaft prägt. Für den Abend fuhren wir nach Kayenta, einem Teil der Navajo Nation. Am nächsten Morgen stand das Four Corners Monument auf dem Programm – der Ort, an dem sich Arizona, New Mexico, Colorado und Utah treffen. Dort haben wir ein Gruppenfoto gemacht und sind weiter Richtung Bluff gefahren. Nach dem Mexican Hat haben wir das Plateau überquert, um das Monument Valley zu erreichen. Völlig überwältigt vergaßen wir, dass wir noch ein Ziel vor uns hatten – den Grand Canyon.
Wir fuhren über Cameron zur nächstgelegenen Aussichtsplattform. Tief unten am Grund des Canyons war das glitzernde Band des Colorado River zu sehen, der dieses Naturwunder geschaffen hat. Wir fuhren entlang der Parkstraße zu den anderen Aussichtspunkten und schließlich zu unserem Motel in Williams.
Als wir am späten Morgen des nächsten Tages unsere Unterkunft verließen, waren wir ein bisschen traurig. Es war 37° C warm, deshalb haben wir den Rest des Nachmittags im Pool verbracht. Als wir die Bikes am nächsten Tag an Eagle Rider zurückgaben, war man dort von unserer gefahrenen Strecke ziemlich beeindruckt. Wir hatten innerhalb von nur drei Wochen die “glorreichen Sieben” geschafft: Wir waren mehr als 7.000 Kilometer durch sieben Bundesstaaten gefahren, hatten sieben Nationalparks besucht und schätzungsweise sieben Patches pro Tag gekauft. Ein Hoch auf die Mitreisenden aus den H.O.G. Chaptern Praha und Isartal – danke für den Spaß, die Kameradschaft und die unvergessliche Fahrt!





















Schlagwörter:
Lies weitere Geschichten der Harley Owners Group!
VERANSTALTUNGSKALENDER
Informationen zu weiteren regionalen Veranstaltungen gibt es in Kürze an dieser Stelle – bleibt dran!
Kroatischer Sonnenschein
Vom 12. bis zum 15. Juni 2025 hat in Medulin die 31. European H.O.G. Rally unter blauem Himmel stattgefunden
Lucifers Triumph
In Kroatien wurden die bislang kreativste Fantasien der europäischen Harley Customizer dieses Jahres prämiert.