Wir werden Marokko nie vergessen

Laurentiu Bogdan und ein paar andere H.O.G.® Member haben ihre Harley-Davidson® Motorräder bepackt und sich auf den Weg nach Marokko gemacht, um die Sehenswürdigkeiten, die Atmosphäre und die Straßen dieses wunderschönen afrikanischen Landes zu erleben

Eine Gruppe von Bikern des Bucharest H.O.G.® Chapters, zu der auch ich gehörte, hatte mit der 8.000 Kilometer langen Fahrt von Rumänien nach Marokko und zurück eine wahrhaft epische Reise geplant, und als mit dem 13. März der Abreisetag nahte, erreichte unsere Aufregung ihren Höhepunkt. Wir brachen aufgrund von beruflichen Verpflichtungen und Motorradreparaturen in letzter Minute später als geplant auf, aber vier von uns trafen sich schließlich im Regen an einer Tankstelle, um nach Craiova im Südwesten Rumäniens zu fahren und sich dort mit anderen Mitgliedern der Gruppe zusammenzuschließen.

Von Craiova aus fuhren wir durch Serbien, Kroatien und Slowenien, und am 15. März kamen wir im warmen Nachmittagslicht in der italienischen Stadt Genua an. Dort ließen wir uns als Erstes ein köstliches Abendessen mit frischen Meeresfrüchten schmecken. Am nächsten Tag statteten wir Harley-Davidson® Genova einen Besuch ab und waren angenehm überrascht, als wir von den Mitgliedern des Genova H.O.G. Chapters zu einem Essen auf dem Land eingeladen wurden. Auf dem Rückweg vom köstlichen Mahl verirrten wir uns allerdings auf Grund eines Navigationsfehlers in den engen Gassen von Genua. Nur zwei von uns schafften es, den Weg durch die Stadt zu finden, die anderen fuhren mit ihren Bikes, die zu breit für die schmalen Gassen waren, auf dem direkten Weg zur Fähre nach Marokko.

Während der zweitägigen Fahrt mit der Fähre machten wir uns über Marokko und seine Menschen schlau und erfuhren, dass das Land südlich von Spanien und südöstlich von Portugal liegt, eine Bevölkerung von fast 40 Millionen Menschen hat und dass sein Staatsgebiet immense 446.550 Quadratkilometer ausmacht. Es handelt sich um eine konstitutionelle Monarchie mit einem gewählten Parlament – ein Land zwischen Tradition und Moderne.

Nachdem wir die Fähre im Seehafen Tanger Med verlassen hatten, trafen wir dort zwei weitere Biker unserer Gruppe von “HaiHuieni” (Wanderern). Wir teilten uns in zwei Teams auf, um die gut 100 Kilometer zur blauen Stadt Chefchaouen zu fahren. Auf dem Weg dorthin wurde es dunkel, und der Sound unserer Harleys hallte durch der Stille der Nacht.

Chefchaouen ist eine sehr geschäftige Stadt, in ihren Gassen brummt das Leben. Unser Hotel im Herzen der Altstadt war spektakulär mit atemberaubender Architektur und kunstvollen Details, die eher an ein Museum erinnern als an eine Herberge. Obwohl wir ziemlich müde waren, haben wir uns noch erfolgreich auf die Suche nach einem guten Abendessen gemacht.

Aber erst am nächsten Tag konnten wir uns daran begeben, Chefchaouen, das als ein verstecktes Juwel im Rif-Gebirge gilt, richtig zu erkunden. Die Stadt wurde 1471 gegründet und war ein Zufluchtsort für andalusische Muslime sowie für spanische und portugiesische Juden und Mauren, die vor der spanischen Inquisition geflohen waren. Es gibt mehrere Theorien darüber, warum Chefchaouen blau ist. Einige sagen, dass die Juden, die dort in den 1930er Jahren Zuflucht gesucht haben, ihre Häuser blau strichen, weil die Farbe Blau für sie den Himmel und das Paradies symbolisiert. Andere sagen, dass Blau verwendet wurde, um Mücken fernzuhalten und damit den Ausbruch der Malaria zu verhindern.

Abgesehen von ihrer einzigartigen Ästhetik ist die Stadt ein wichtiges Zentrum der Berberkultur, in der jahrhundertealte Traditionen und Bräuche bewahrt worden sind.

Mit einer ganzen Flut von Erinnerungen machten wir uns auf den Weg in Richtung Fez und genossen auf dem Weg dorthin die kurvenreichen Straßen und die abwechslungsreiche Landschaft. Wir erreichten Fez am Abend, und es war wie eine Offenbarung. Entgegen dem Sprichwort “Es ist nicht alles Gold, was glänzt” ist Fez genau das Gegenteil. Hinter der schlichten Fassade unseres Hotels verbarg sich beispielsweise ein Interieur von bemerkenswerter Schönheit.

Wir machten uns unter kundiger Anleitung durch einen Fremdenführer auf den Weg durch Fez und erkundeten den architektonischen Reichtum und die Vielfalt der traditionellen Behausungen von Dars genannten Stadthäusern über villenähnliche Riads bis zu prächtigen Palästen. Jeder Tag, den wir in Marokko verbrachten, brachte uns das Herz und die Seele dieses faszinierenden Landes näher.

An unserem letzten Tag in Fez machten wir uns morgens auf den Weg zum höchsten Hügel der Stadt, um ein letztes Mal über das Häusermeer zu blicken, bevor wir unsere Reise in Richtung Atlasgebirge fortsetzten. Wir hatten viel Freude an den Serpentinen der Bergstraßen, allerdings wurde die Freude zeitweise durch Regen und dichten Nebel getrübt. Wir machten eine Pause in Ifrane, um einen Kaffee zu trinken, und erreichten unser Hotel mitten in den Bergen bei Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in Richtung Merzouga am Rande der Sahara fort. Die Landschaft wurde immer wüstenartiger und wir gerieten in einen Sandsturm. Die Sicht verschlechterte sich drastisch, und wir navigierten vorsichtig durch den aufgewirbelten Sand zu dem Parkplatz, von dem aus die Zelt-Lodge mitten in den Dünen zu erreichen war, in der wir übernachten wollten. Wir ließen unsere Bikes auf dem Parkplatz stehen, machten erst einmal Pause und entschieden uns dann für einen Kamelritt zu unseren Zelten. Den Abend verbrachten wir am Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel bei leiser Musik, und wir tauschten unsere Eindrücke und Erfahrungen aus.

Die Rückkehr zum Parkplatz auf den Kamelen am nächsten Tag war nach Aussage meiner Freunde ebenso unvergesslich wie der Hinweg. Ich allerdings entschied mich, diesmal zu Fuß durch die Wüste zu gehen. Anfangs war das Laufen im Sand ziemlich schwierig, bis ich herausfand, wie man am besten vorwärtskommt. Am Parkplatz stiegen wir auf unsere Motorräder und machten uns auf den Weg nach Ouarzazate.

Unsere Route führte uns durch die dramatischen Landschaften der Dades-Schlucht und des Tals der Rosen. Wir konnten es uns nicht entgehen lassen, über den Tizi n’Tichka Pass zu fahren, dem wir den Spitznamen “Marokkanischer Transfăgărășan” gaben, eine kurvenreiche und anspruchsvolle Straße, die das Atlasgebirge auf einer Höhe von 2.260 Metern überquert.

Die Kilometer schienen unter der langsam untergehenden Sonne dahinzuschmelzen. Es war so schön, dass wir es kaum bemerkten, als wir unser Hotel in Ouarzazate erreicht hatten.

Am nächsten Tag hatten wir noch zwei Ziele auf dem Reiseplan, bevor wir die fast 200 Kilometer lange Fahrt nach Marrakesch antreten wollten. Zum einen besuchten wir die Atlas Studios in Ouarzazate, wo Filme wie Gladiator gedreht wurden. Zuerst waren wir nicht besonders beeindruckt, aber dann inszenierte der Guide Filmaufnahmen, bei denen wir die Schauspieler waren, was uns viel Spaß machte.

Dann fuhren wir zum Ksar von Aït Benhaddou, einem UNESCO-Weltkulturerbe, das für seine beeindruckende Architektur bekannt ist und in der TV-Serie Game of Thrones die “Gelbe Stadt” ist. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und hat als Durchgangsstation für die Handelsrouten durch die Sahara gedient.

Als wir am Abend Marrakesch erreichten, waren wir gespannt, was die Stadt uns zu bieten hat. Am ersten Tag waren wir noch voller Begeisterung, aber so nach und nach entpuppte sich die Stadt als ein einziger großer Flohmarkt, auf dem den Besuchern das Fell über die Ohren gezogen wird. Schon bald freute ich mich auf Essaouira, unser nächstes Ziel an der Westküste am Atlantischen Ozean.

Von Marrakesch aus sind es 180 Kilometer nach Essaouira, die wir leider im Regen fahren mussten. Unterwegs passierten wir ganze Städte voller Dacia 1310 Autos, die Kindheitserinnerungen in mir weckten.

Als wir in Essaouira angekommen waren und uns umgezogen hatten, gingen wir auf Erkundungstour. Die Stadt wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet und war bis in die 1960er Jahre unter dem Namen Mogador bekannt. Die Altstadt wurde 2001 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Die engen Gassen, flankiert von weißen und blauen Mauern, entfalteten ihren Charme, als die Sonne am Horizont versank. Unser nächster Halt war Casablanca, und die wilde Schönheit der Strecke entlang der marokkanischen Atlantikküste war so faszinierend, dass die 400 Kilometer bis dorthin wie im Flug vergingen.

Wir fuhren zu unserem Hotel, um unser Gepäck abzugeben und uns ein wenig auszuruhen, bevor wir uns auf den Weg machten, um die Stadt zu erkunden. Wir begannen mit einem Spaziergang in der Nähe der Hassan II. Moschee und probierten dann die traditionelle marokkanische Küche in einem kleinen Restaurant.

Der letzte Tag in Marokko war emotional. Am Morgen bereiteten wir uns darauf vor, Casablanca zu verlassen, aber nicht, bevor wir ein paar Stunden lang die Atmosphäre der Stadt genossen hatten. Auf unserem Weg zum Hafen Tanger Med machten wir einen Stopp in Rabat, der Hauptstadt Marokkos, wo wir die Ehre hatten, von Frau Maria Ciobanu, der rumänischen Botschafterin in Marokko, empfangen zu werden.

Der Besuch in der Botschaft Rumäniens war für uns ein zutiefst symbolischer Moment. Die Botschafterin erzählte uns faszinierende Details über Marokko, wir tauschten Erfahrungen aus und verließen das Land mit dem Gefühl, wieder mit unserer Heimat verbunden zu sein.

Auf dem Weg nach Tanger Med wehte ein starker Wind, der das Fahren erschwerte, und als wir den Hafen erreichten, erfuhren wir, dass aufgrund des Windes nicht alle Fähren Motorräder an Bord nehmen würden. Wir fanden jedoch ein Schiff, das uns aufnahm, und nach zwei Stunden betraten wir in Algeciras europäischen Boden.

Am nächsten Tag traten wir unsere 3.200 Kilometer lange Heimreise nach Rumänien an und verabschiedeten uns unterwegs von einigen unseren Mitfahrern. Wir fuhren über Malaga, Alicante und Barcelona die spanische Küste entlang und folgten der Côte d’Azur mit kurzen Stopps in Saint Tropez und Monaco, bevor wir in Sanremo in Italien übernachteten. Dann ging es weiter in Richtung Slowenien, begleitet vom Regen, der uns in Rakitnik, wo wir die Nacht verbrachten, bis auf die Knochen durchnässt zurückließ. Serbien lockte, und wir fuhren durch Ljubljana und Belgrad, bis wir schließlich die Donau erreichten. Am nächsten Tag erreichten wir bald Rumänien, und in Craiova wurden wir von so starkem Winden begrüßt, dass es schien, wir hätten den Sandsturm aus Marokko mitgebracht.

Wir kamen mit einem Kloß im Hals in Bukarest an. Es war schwer zu akzeptieren, dass die Tage voller Reisen, unbekannter Landschaften und einzigartiger Erlebnisse jetzt wirklich vorüber waren.


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